New Adventures in Vexillology #5 Projekt Sommer 2019 kuratiert von Valeska Hageney und Imke Kannegießer
beteiligte Künstler Ana Alenso, Laura Bruce, Tue Greenfort, MoreUtopia!, Sophia Pompéry, Tita Salina
MoreUtopia! beschäftigen sich mit Fragestellungen zu (alternativen) Gesellschaftsformen, zur Umwelt, zum Design und den Verflechtungen zum Kapital. Der Name des Kollektivs verweist auf das 1516 verfasste Werk „Utopia“ des britischen Diplomaten und Schriftstellers Thomas More, der darin das Leben der Utopier beschreibt, das auf den ersten Blick demokratischen Grundregeln folgt. Doch das arbeitssame und glückliche Leben gründet bei genauerem Hinschauen durchaus auf Ausbeutung und auf Macht, auf Sklaverei, Ungerechtigkeit und Krieg. More entwarf damit einen subtilen Spiegel für das imperiale und koloniale Großbritannien der Zeit. Heute beschreibt der Begriff Utopie umgangssprachlich vielfach ein (unerreichbares) Paradies, doch wird die darin liegende Doppeldeutigkeit, nämlich ebene jene immanente Kritik unterschlagen: Utopie, ein griechisches Wortspiel aus „no place“ (OU-Topos) und „good place“ (EU-Topos), ist stets auch Dystopie. Das Motiv der Flagge entstand ursprünglich als Poster im Rahmen einer Seminarveranstaltung 2013 der Whitechapel Gallery in London. Die Flagge ist unterteilt in zwei Farbbereiche, der Spruch „We are sunk“ (wir sind gesunken) – aus Holzstämmen, die bekanntermaßen schwimmen können, zusammengesetzt – ist mittig platziert, wobei das „are“ (sind) genau auf der Bruchlinie steht. Es ist dieses Kippmoment, an dem wir uns befinden. Wir sinken, sind bereits gesunken – und können nicht nicht handeln.
Das Kollektiv MoreUtopia! besteht seit 2012 aus Jasmine Johnson, Gareth Owen Lloyd, Kristin Luke, Rachel Pimm und Alice May Williams. Die Künstler*innen und Kulturproduzent*innen besetzten und bespielten während des Studiums an der Goldsmith University London einen Arbeitsraum und forschten, befragten und entwickelten eine gruppenorientierte Praxis zum gemeinsamen Lernen durch Diskussionen, Schreibübungen, Forschung, Gruppenkritik und „familiäre“ Routinen. Seither existiert eine Lesegruppe zu postutopischen und sozialtheoretischen Texten und sie arbeiten, neben der individuellen Praxis, auch kollaborativ und projektbezogen zusammen.
we are sunk, we are sunk, we are finished
2013/2019
CMYK Druck auf Flaggenstoff
132 x 100 cm
Edition 1/4
Fotos: S. Hermannsen 2019