Andrew Gilbert


New Adventures in Vexillology #3 Projekt Sommer 2017 kuratiert von Valeska Hageney

beteiligte Künstler Jeanno Gaussi, Andrew Gilbert, Manaf Halbouni, Jeewi Lee, Jonathan Meese, Lukas Troberg.

 

Ausgehend von der britischen Militär- bzw. Kolonialgeschichte beschäftigt sich Andrew Gilbert (*1980, Schottland) kritisch mit dem Selbstbild des britischen Empire, den Exzessen des Kolonialismus und der Absurdität von Krieg und Gewalt. Seine Arbeiten sind surreale Mischung aus historischen Ereignissen, wie dem Anglo-Zulu-Krieg (1879) oder der Schlacht von Culloden (1746) und bunten Phantasiebildern. Alle Werke thematisieren die britischen Kolonialkriege des späten 19. Jahrhunderts im südlichen Teil Afrikas. Gilberts Zeichnungen wirken auf den ersten Blick spielerisch bunt, doch kommt bei näherer Betrachtung die brutale Wirklichkeit von Rassismus, verstörenden Gewaltphantasien und der Tyrannei der Besetzung zum Vorschein.

 

Der Titel der Flagge, From the Cape to Cairo - Civilization, ist eine Anspielung auf den Kap-Kairo-Plan - ein unvollendetes Projekt des Britischen Empires mit dem Ziel, Afrika von Süden nach Norden mit einer Eisenbahnverbindung zu durchziehen. Während die britischen Soldaten eine weiße Flagge mit dem Schriftzug Civilization schwingen, marschieren die afrikanischen Kämpfer mit einer schwarzen Flagge voran, die darauf stehende Botschaft lautet Barbarism. Wer letztlich der abschlachtende Barbar ist, wird durch den britischen Anführer, in Gestalt eines Penis versinnbildlicht - der weisse männliche Herrschaftsanspruch.

 

Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Nationalgefühl kann, wie im Britischen Kolonialismus, über die heimatlichen Grenzen hinaus gehen. Um wirtschaftlichen und politischen Einfluss zu erlangen wurden heimatferne Territorien in Besitz genommen, dessen Unterwerfung, Vertreibung oder Ermordung der ansässigen Bevölkerung zur Folge hatte. Auf genau dieser Grundlage basiert die Kunst von Andrew Gilbert. Sie dient dem Betrachter als Signalwesen, indem sie geschichtliche Ereignisse in einem neuen Kontext zeigt und die damalige Haltung hinterfragen lässt.

 

Rooted in British military and colonial history, Andrew Gilbert (* 1980, Scotland) critically deals with the British Empire’s self-image, the excess of colonialism and the absurdity of war and violence, in general. His works are a surreal mixture of colorful fantasies and historical events such as the Anglo-Zulu War (1879) or the Battle of Culloden (1746). All works address the British colonial wars of the late 19th century in the southern part of Africa. At first sight, Gilbert's drawings are playfully colorful, but on closer inspection the brutal reality of racism, disturbing fantasies of violence and the tyranny of the occupation appear.

The title of the flag, From the Cape to Cairo - Civilization, is an allusion to the Cape to Cairo Railway- an uncompleted project to cross Africa from south to north by rail. While the British soldiers are swinging a white flag on which is written „Civilization“, the African fighters are marching forward with a black flag - the message of which is „Barbarism“. Who ultimately is the slaughtering barbarian, is symbolized by the British leader, in the form of a penis - the white male dominion.

As in British colonialism, the struggle with one's own national sentiment can go beyond its own borders. In order to gain economic and political influence, homelandic territories were taken possession of, subjugation, expulsion or assassination of the resident population. This is the basis for the art of Andrew Gilbert. It serves to the viewer as a signal system, by showing historical events in a new context and by questioning the attitude at that time.

 

www.sperling-munich.com


From the Cape to Cairo - Civilization

 

2017

CMYK Druck auf Flaggenstoff

104 x 150 cm

 

Edition 1/4

Fotos: S. Hermannsen 2017